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LITERATUR = RESONANZ


LITERATURFEST
Eine Stadt hört zu - Salzburg feiert sein erstes Literaturfest
Von Jochen Jung

So heiter, so locker und beglückt hatte man lange kein Publikum am Ende einer Veranstaltung gesehen wie nach dem Eröffnungsabend des ersten Salzburger Literaturfestes. Und das hatte tatsächlich die Literatur bewirkt und nicht nur dadurch, dass so manches von dem, was da fünf Autorinnen und Autoren vorgetragen hatten, einfach zum Lachen war. Nein, in Wahrheit lag es daran, dass geglückte Texte glücklich machen und daran, dass das Publikum sich angesprochen fühlte, dass es sich auch im Komischen ernst genommen fühlte. Kein Wunder also, dass man auch hinterher noch lange beisammen blieb in dieser lauen Nacht, und eigentlich auch kein Wunder, das man es als ein kleines Wunder empfand, dass Salzburg endlich auch ein Festival für Literatur hat, und dann gleich ein solches.

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Prominente Namen wie Martin Walser und Michael Köhlmeier waren mit weniger prominenten, aber hochinteressanten gemischt, wie der Wortakrobatin Brigitta Falkner oder dem Lyrikvirtuosen Jan Wagner, Erzähler wie Robert Menasse trafen auf Kollegen wie Michael Lentz oder Albert Ostermaier, die ihre Texte mit Musik kombinieren und spannend machen. Schwieriges war ebenso zu hören wie Leichtes, man durfte sich amüsieren und sah sich gleich darauf zum Nachdenken aufgefordert. War es die Mischung der Töne und Inhalte, waren es die wechselnden und für Literatur ungewohnten Veranstaltungsorte in der Altstadt wie das Haus für Mozart oder die Engel-Apotheke, waren es die unterschiedlichen Präsentationsformen für Jung und Alt - die Tage und Abende wurden zu dem, als was es gedacht war: ein Fest für die Literatur und für ihre Liebhaber und zugleich ein Geschenk an Salzburg, mit dem die Stadt nicht gerechnet hatte. Und ganz nebenbei war es auch ein Wink an die Skeptiker, die sich ja immer melden, wenn etwas Neues entstehen soll und die in diesem Fall der Literatur so viel öffentlichen Erfolg gar nicht oder nur mit ganz anderem Aufwand zugetraut hatten.

Dabei war eigentlich alles ganz einfach. Gewiss, die Idee ist nicht neu, und es hatte ja auch schon einige Anläufe dazu gegeben, die aber in widersprüchlichen Interessen stecken geblieben waren. Aber der Wunsch, in einer Stadt wie Salzburg, die festivalverwöhnt der Musik, dem Theater, dem Tanz und der bildenden Kunst längst schon Festspiel nach Festspiel eingeräumt hat, auch der Literatur so etwas einzuräumen, war stark genug und brauchte letztlich nur einen schwungvollen Anstoß, Entschlossenheit und eine Vorstellung davon, wie so etwas aussehen könnte, und schon war das Literaturfest auf den Weg gebracht.

Die Idee war, in wenigen Tagen mit den unterschiedlichsten Autoren und einer möglichst großen Vielfalt an Themen und literarischen Ausdrucksformen ein Bild von der überwältigenden Fülle der Möglichkeiten zu geben, mit denen die Literatur auf die Welt reagiert. Sie will uns unterhalten, sie will Antworten suchen auf die Fragen, die das Leben uns stellt, und sie will einfach erzählen, wie Menschen leben, wie sie miteinander zurecht kommen oder nicht zurecht kommen. Sie will wahrhaftig sein, und sie will die einzigartige Chance nutzen, die auch die Kunst der Buchstaben und Wörter im gelungenen Fall so überwältigend macht: die Schönheit.

Die Geldgeber waren überzeugt, ein paar spontan begeisterte Sponsoren gefunden, das Programm skizziert und dann ausgearbeitet, die organisatorischen Probleme in die richtigen Hände von Susanne Tiefenbacher gelegt, die Idee, das Ganze an den verschiedensten Orten der Altstadt Ereignis werden zu lassen, umgesetzt, die Medien überzeugt, die Politiker auch - und immer noch hätte alles daneben gehen können.

Die Literatur ist ja zunächst mal ganz und gar keine öffentliche Kunst. Wir begegnen ihr mit einem Buch in der Hand allein unter einer Lampe: Der Text und ich, das ist die Herausforderung, das ist das Vergnügen. Aber das könnte im Zeitalter der CD und der DVD auch für Musik und Theater gelten, und doch ist die reale Begegnung mit Künstlern in unserer zunehmend entfremdeten Welt immer auch ein Hinweis auf uns selbst: Da steht ein Mensch, ein Autor, und liest uns vor, was er sich ausgedacht hat, was er beobachtet und was er erfahren hat, und ihm gegenüber sitzen wir mit unseren eigenen Erfahrungen, die wir jetzt mit denen des anderen in ein stummes Gespräch bringen. Und wenn der oder die andere eine Persönlichkeit ist, dann erfahren wir mit ihrer Hilfe immer auch etwas über uns selbst.

Ja, es war eigentlich alles ganz einfach. Aber ganz so einfach war es natürlich auch wieder nicht. Die drei Hauptverantwortlichen (Christa Gürtler, Jochen Jung, Klaus Seufer-Wasserthal) bekamen zeitweise ordentlich zu spüren, was ehrenamtliches Arbeiten heißen kann, und dass Autoren bisweilen auch für nicht so angenehme Überraschungen sorgen können, wird dadurch nicht unkomplizierter, dass man damit rechnen konnte. Gerade die Autorinnen und Autoren aber sind es dann wieder, von denen die Intensität und das Einzigartige dieser Tage ausgegangen ist, und die Dankbarkeit, die man am Ende spürte, gehörte in erster Linie ihnen.

Dass das erste Literaturfest Salzburg nicht auch das letzte gewesen sein soll, darüber waren sich alle einig, und man freute sich am Schluss schon auf das nächste. Warum nicht gleich im kommenden Jahr?
 

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JOCHEN JUNG, GEBOREN 1942 IN FRANKFURT AM MAIN, AUFGEWACHSEN IN ECKERNFÖRDE AN DER OSTSEE, LEBT IN SALZBURG. STUDIUM DER GERMANISTIK UND KUNSTGESCHICHTE IN ZÜRICH, BERLIN UND MÜNCHEN. 1975-2000 ZUERST LEKTOR UND DANN VIELE JAHRE LEITER DES RESIDENZ VERLAGS IN SALZBURG. 2001 GRÜNDETE ER SEINEN EIGENEN VERLAG MIT DERSELBEN INHALTLICHEN AUSRICHTUNG, DEN "JUNG UND JUNG VERLAG"; JUNG IST HERAUSGEBER ZAHLREICHER LITERARISCHER ANTHOLOGIEN, AUTOR UND KOLUMNIST.


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